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Urlaub im Gruselhaus
Mit einer Gruppe Freunde hatte ich den komischsten Ausflug: Mehrere Tage haben wir in einem großen, alten Pfarrhaus in der ruhigen Ecke von Usedom geschlafen. Was daran so besonders ist? Das Haus könnte eins zu eins aus einem Horrorfilm stammen.
Dass ich dort gelandet bin, ist einer Aneinanderreihung von Empfehlungen zu verdanken: Eine Freundin eines Kumpels ist schon früher öfters zu diesem Haus gefahren und nun fährt mein Kumpel jedes Jahr mit seinen Leuten hin. Es gibt keine Website, keine Werbung, nur diese mündlichen Empfehlungen. Ich kann jeden gut verstehen, den dieses Haus nicht wieder loslässt.
Ein Pfarrhaus mitten im Nirgendwo
Stellt euch vor: Ein altes Haus mit mindestens 20 Zimmern, in dem damals der Pfarrer gewohnt hat. Gegenüber eine 800 Jahre alte Kirche (ja, echt 800, nicht 80), daneben ein Brunnen, der aus The Ring stammen könnte. Hinter dem Pfarrhaus liegt ein kleiner Friedhof mit alten Gräbern, den ich direkt vor meinem Fenster hatte. Nachts haben wir ihn mit Handylicht erkundet und eine große, vermoderte Engelsstatue gefunden, die sich ganz sicher bewegt hat, als wir nicht hingesehen haben.
Im Haus stehen Biberverse in altdeutscher Schrift über den Türbögen. Aber nicht diese positiven vonwegen „Liebe deinen Nächsten“, sondern eher „Fürchte den Herrn“
Die Einrichtung ist uralt, hat aber diesen uhrigen Oma Charme. Es gibt CDs mit klassischer Musik und einen ganzen Schrank voller Brettspiele, von denen keines komplett ist und in jedem davon lebt mindestens eine große Spinne. Aber im großen Wohnzimmer findet ihr gemütliche Sessel und einen Karmin, also lässt es sich da perfekt chillen. Die Schlafzimer haben eher klapprige Metallgestelle Marke Jugendherberge, die wurden nämlich erst im Nachhinein dort aufgestellt. Weil das Haus so groß ist und wir nur sieben Leute waren, hatte ich einen der unteren Schlafsäle für mich allein. Eine von uns hat sich übrigens immer nur mit Begleitung auf die Toilette getraut, nachdem es dunkel war.
Hier findet ihr ein paar Video Eindrücke vom Haus.

Das ganze Pfarrhaus ist voller Spinnen – und was mein Zimmer angeht – auch voller Mäuse. Sorry 5 Sterne Luxus Babes, an der Stelle seid ihr sicher raus (spätestens.. aber das hat man kommen sehen, oder?). Keiner von uns hatte im Haus Empfang oder Internet, was praktisch eine Grundvoraussetzung für jedes vernünftige Horrorfilmhaus ist. Nachts habe ich außerdem auch Fledermäuse und Eulen entdeckt. Wir haben echt seltsame, versteckte Zimmer und Kammern gefunden, die direkt von den Schlafzimmern abgehen. Vor einem versteckten Zimmer hängt eine Art Teppich, um den Eingang zu verdecken. Eigentlich habe ich die perfekte Chance verpasst, ein Handy mit Wecker auf 3 Uhr nachts in eins davon zu legen und Eiswagenmusik als Klingelton einzustellen.
In einem Zimmer hing ein Gemälde von einem weinenden Kind, das wir von der Wand nehmen mussten, weil es den Leuten in dem Raum einfach zu gruselig war. Weil ich alles vom Pfarrhaus sehen wollte, habe ich die klassisch knarzende Tür zum Keller geöffnet und die Kellerräume erkundet. In den Eimern, die wir da unten gefunden haben, war vielleicht nur Farbe aber vielleicht auch die zerstückelten Überreste der letzten Besucher. Wir haben sie nicht geöffnet, also kann nach Schrödinger immer noch beides möglich sein.

Packliste:
- Laptop mit dem Film „Cabin in the Woods“ auf der Festplatte
- Offline Map fürs Handy
- Kistenweise Bier
- Ouija Board
Eigentlich Landfrieden pur
Das alte Pfarrhaus steht in der ruhigen Ecke von Usedom. Das Dorf daneben ist winzig und daneben beginnen schon die Felder. Vom Bauern nebenan kann man frische Hühnereier kaufen, etwas rostige Fahrräder werden umsonst gestellt und das Meer ist nicht weit weg. Noch kürzer ist der Weg zu mehreren Kanälen mit Sandstrand, zu denen wir im Sonnenschein geradelt sind (und im Sturm zurück, haha). Man kann dort Paddelboote ausleihen, wenn man Münzen in eine angebrachte „Kasse“ wirft. Vertrauensbasis. Alles war so ruhig, leer und unendlich weit weg von jedem Instagram Feed, Whatsapp Nachrichten und Fashion News. Das Leben kam mir da so simpel vor! Ein Morgen im Horrorfilmhaus startet erstaunlich idyllisch, denn man kann dort richtig gut im Grünen frühstücken: Das ganze Grundstück ist riesig und direkt neben den Tischen vor dem Haus befindet sich ein hübscher Blumen- und Kräutergarten. Im hinteren Garten steht ein Grill und eine Koppel mit Pferden grenzt hinter den Bäumen an das Grundstück. Außerdem ist die Gegend voller Weiden und wir haben gelernt, dass Kühe keine Äpfel fressen (zum Video). Dass mein Handy praktisch nutzlos ist, hat mich nur kurz gestört, dann habe ich das spontane Social Media Detox genossen. Trotz aller Grusel Engel – Ich habe ewig nicht mehr so gut, fest und tief geschlafen.
So weird, wie Urlaub im Gruselhaus erstmal klingt: ich habe den Aufenthalt richtig genossen und bin gesund und munter zurückgekehrt und nicht als Ghul in menschlicher Hülle. Oder ist das genau, was ein Ghul in menschlicher Hülle sagen würde?
Urlaub im Gruselhaus – Das Konzept
Vor 25 Jahren noch wohnte der Pfarrer in dem großen Haus. Jetzt gehört das Grundstück der Gemeinde und diese finanziert sich den Fortbestand durch eine Art Gastbetrieb. Es gibt mehrere Schlafzimmer im oberen Stockwerk und zwei größere Schlafsäle im unteren. Jeder kann sich dort ein Bett mieten und zahlt für die Nacht 10€. Man weiß nie, wie viele Betten belegt sind, aber normalerweise ist das Haus leer und man hat es für sich allein. Wenn man also Glück hat – und das ist der Normalfall – hat man für 10€ die Nacht und pro Person das gesamte Pfarrhaus für sich und seine Freunde. Bei uns ist am zweiten Tag dann doch ein altes Ehepaar angereist, aber wir sind uns kaum in die Queere gekommen.
Eine alte Frau kümmert sich um die Verwaltung, schaut ab und zu nach dem rechten und versorgt euch mit Feuerholz für den Karmin. Vor der Abreise soll man selber putzen oder ihre Tochter bezahlen, damit sich diese um die Reinigung kümmert.
Ich poste den Kontakt hier nicht direkt: Wenn ihr Interesse an einem etwas ungewöhnlichen Urlaub im Gruselhaus habt, schreibt mir eine Email an sparkandbark.info@gmail.com und ich stelle den Kontakt für euch her. Mutig genug?
Wow, das klingt aber unheimlich spannend. Unheimlich und spannend.
Das ist bestimmt mal eine ganz andere Erfahrung und für Halloween natürlich 1a. Keine Webseite, keine Werbung und nur Mund Propaganda, das spricht ja schon für sich. Einfach mal was anderes. Sehr interessanter Bericht :-). Ich habe mir auch gleich mal dein Instagram angesehen – sind das Riesen Spinnen da auf dem Engel? OMG!
Das klingt ja mega gruselig! Ich fand deinen Bericht sehr spannend zu lesen. Aber ich glaube ich hätte es keine Nacht darin ausgehalten. Ich mag ja Horrorfilme ganz gerne, aber nur so lange sie über den Fernsehbildschirm flimmern und nicht im Real Life^^ Und beim Thema große Spinnen bin ich raus
Liebe Grüße,
Diana
Wow, das klingt echt richtig gruselig. Ich glaube, das wäre nichts für mich, da ich echt ein richtiger Angsthase bin. Aber eigentlich klingt es auch nach einer richtigen Herausforderung! Danke, für die tolle Vorstellung. Liebe Grüße Marie
Puh das hört sich ja echt mega gruselig an! Ich höre von sowas auch zum ersten Mal. Echt spannend!
Das klingt zwar unheimlich, aber spannend. Ich höre zum ersten Mal davon, aber es würde mich reizen.
Liebe Grüße,
Saskia-Katharina